Eine Erschütterung der Macht ging diese Woche durch das Internet. Presse, Blogger, etc. feierten Microsoft für die Vorstellung des Surface Studio. Für die Leute die Microsoft genauer im Auge haben kam das All-In-One Gerät nicht wirklich überraschend. Wie immer wenn ein neues Produkt vorgestellt wird, lass ich erst mal ein paar Tage vergehen und denke über das Gerät nach. Natürlich interessiere ich mich für neue Hardware, aber viel spannender finde ich die Vision und den Grund warum Microsoft das Surface Studio auf dem Markt geworfen hat.
Nach all dem was ich bisher so zu dem Gerät gelesen habe, gibt es im Internet zwei Meinungslager. Die einen behaupten Microsoft hat eine neue Produktkategorie geschaffen, die anderen sagen, dass Surface Studio ist das äquivalent zu dem Apple iMac. Beide Lager liegen in meinen Augen falsch.
Lager: Surface Studio ist eine neue Produktkategorie
Das Surface Studio ist nicht das erste All-In-One Gerät, dass mit einem klappbarem Bildschirm kommt und auch nicht das erste Gerät, dass Stift Support in dieser Bauform anbietet. Gerade im Kreativ Bereich sind ähnliche Geräte von Wacom durchaus üblich und auch gerne benutzt.
Deshalb ist es is meinen Augen auch Quatsch, wenn behauptet wird, dass das Surface Studio Microsofts Angriff auf den Schreibtisch von Kreativarbeitern ist. Die meisten Kreativarbeiter haben ja bereits Ihr vorhandenes System. Apple ist gerade in diesem Kundensegment stark vertreten, wobei es auch hier erste Anzeichen für einen Shift in den letzten Jahren gibt. Bester Indikator für diesen Wechsel ist, dass Adobe sich mit Produkten aus seiner Creative Suite mehr/eher auf Windows konzentriert als auf MacOS. Natürlich wird auch MacOS weiter bedient.
Das Problem bei jeder Art von User ist: mit der Zeit kommt die Gewöhnung. Da der Mensch sich ungern umgewöhnen will, bleibt er bei dem was er kennt. Aus dem Grund werden jetzt nicht Massen von Kreativen kommen und sich ein Surface Studio bestellen. Auch hinzu kommt, dass Apple User (gerade aus dieser Brache) sehr stark an einer Art Stockholm Syndrom leiden.
Lager: Surface Studio = iMac
Vorweg soviel: Ja ich kann verstehen warum sich der Vergleich aus optischen Gründen anbietet. Aber jedes mal wenn ich lese, wie Leute die beiden Geräte in den selben Topf werfen, weiß ich kaum noch wie ich mich beherrschen soll. Selbstbeherrschung gehört sowieso nicht zu meinen Stärken, aber ich frage mich in welchen Sphären diese Leute rumschweben.
Die Geräte sehen vielleicht gleich und man kann sicherlich sagen, dass alles das was der iMac kann das Surface Studio auch kann. Aber deshalb zu sagen, dass Studio wäre Microsofts äquivalent zu dem iMac zeugt in meinen Augen entweder von technologischem Unverständnis oder von Verblendung (je nachdem wer es sagt).
Durch die Touch Unterstützung auf dem Studio und noch wichtiger durch den Stift Support ist das Studio das deutlich vielseitigere Produkt.
Surface Studio ist ein Leuchtturm
Nachdem ich jetzt lange darüber gesprochen habe, was das Surface Studio nicht ist, wird es Zeit zu erläutern, was ich denke das Surface Studio ist. Nehmt euch bitte 90 Sekunden und schaut euch folgendes Video Zusammenfassung von Microsoft an:
Als erstes lasst euch bitte nicht davon verunsichern, dass Microsoft behauptet sie hätten eine neue Produktkategorie geschaffen, es klingt halt einfach spektakulärer.
Ich würde eher sagen, dass das Surface Studio eine Ausdruck der neuen Microsoft Philosophie unter Sadya Nadella ist.
Empower every person and every organization on the planet to achieve more.
Das Gerät setzt die Strategie die sie mit dem ersten Surface Pro eingeschlagen haben konsequent weiter fort. Schauen wir uns doch einmal kurz die Surface Produktfamilie an
Was fällt euch auf? — Richtig, alle Geräte unterstützen den Stift Input. Sicherlich Tablets mit Stift Support sind nicht neu bei Microsoft, schließlich wurde es von ihnen erfunden. Neu ist aber, dass alle Geräte so konsequent darauf abgestimmt werden.
Der Surface Dial ist auch ein weiteres Indiz dafür, dass Microsoft versucht die Technik so vorzubereiten, dass wir in der Zukunft kein (oder nur noch selten) Papier benutzen.
In meinen kommenden Blog Beiträgen werde ich noch mal detaillierter auf diese Vision eingehen zum Beispiel wenn wir über das Windows 10 Creator Update sprechen.
Surface Studio für die Arbeit oder das Studium?
Zum Schluss kommen wir noch mal zu dem eigentlichen Titel dieses Posts.
Wer sollte sich den jetzt das Surface Studio kaufen?
Meine Antwort: Jeder der will!
Das Surface Studio ist nicht billig und ich will mich in diesem Blog Post jetzt auch nicht über Preise oder Verfügbarkeit oder technische Ausstattung auslassen. Ich schaue bei Hardware eher auf den Nutzen. Denn wenn ihr es wirklich schafft, dass Surface Studio so in euren Workflow einzusetzen, dass ihr produktiver dadurch werdet, ist der Preis eigentlich vernachlässigbar.
Das ist keine Blankoscheck für das Studio und ich sage nicht, jeder von euch braucht ein Surface Studio! Es wird bestimmt einige Leute geben, bei denen Microsoft mit dem Studio die Resonanzfrequenz getroffen hat und diese Leute werden sich sicherlich eins kaufen.
Mir gefällt das Studio auch sehr gut und wenn es nach Deutschland kommt und ich es mir irgendwie schönrechnen kann, dann werde ich es mir bestellen: Aber als Zweitgerät.
Mein Daily Driver ist und bleibt das Surface Pro. Dieses Gerät ist noch universeller und noch vielseitiger (Vielleicht käme auch ein Surface Book für mich in Frage). Auf dem Bild seht ihr meinen Schreibtisch (wie ich gerade den Microsoft Livesteam schaue und kommentiere). Das Surface ist über das Surface Dock mit der Peripherie verbunden, wenn ich was zeichnen muss, drücke ich einfach das Surface runter und zeichne auf dem Screen von meinem Surface Pro 3.
Dieses Szenario ist wahrscheinlich sogar optimaler, als wenn ich ein Surface Studio bei mir auf dem Schreibtisch hätte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das für die meisten meiner Leser gilt.
Mein Fazit: Das Surface Studio ist ein tolles Gerät und eigentlich will ich es haben, aber brauchen tue ich es nicht und mehr als ein Zweitgerät kann es für mich wahrscheinlich nicht sein. Für dieses Gerät gibt es eine sehr spezielle Zielgruppe, aber ich glaube Microsoft weiß, dass es schwer wird diese in ihr Ökosystem zu bekommen. Aber als Technologie Leuchtfeuer unterstreicht das Surface Studio die Vision wie Arbeit in der Zukunft aussehen wird voll und ganz.
Leuchtturm klingt logisch. Und die Zeit dafür ist endlich auch mal passend, bei der ganzen Entäuschung die Apple derzeit offenbar bringt (angebliche Innovationslosigkeit).
Aber noch besser fände ich es, wenn Microsoft als Softwareunternehmen im Bereich der Software weitere Leuchttürme setzen würde.
Aber eine Frage zu Deinem Artikel, Du arbeitest noch immer mit Deinem SF pro !3! ? Ich dacht Du wolltest auf das 4er umsteigen.
Gruß
Friedrich
p.s. ich hatte vor Monaten mal in einem Kommentar hier gefragt wie Du den Dokumentenscanner fujitsu scansnap ix500 findest (der steht da auch bei Dir auf dem Schreibtisch, oder?) Du hattest sehr dazu geraten. Ich habe ihn mir damals auch geholt und bin bis heute begeistert. Hilft mir sehr beim Papier-armen Büro 🙂
Hey Friedrich, mit der Software hast du sicherlich recht. Wobei ich sagen würde, dass das Windows 10 Creators Update vielleicht auch genau das sein könnte. Dazu will ich aber noch mal einen neuen Beitrag schreiben.
Tatsächlich nutze ich noch das SP3, ich war mir damals so unsicher ob SP4 oder Surface Book, dass ich als das Book kam das nicht bestellt habe und irgendwie bei dem Sp3 geblieben bin. Der Unterschied zwischen SP3 und SP4 ist nicht so krass wie man glaubt.
Ohne meinen iX500 könnte ich auch nicht mehr leben wirklich eins der besten Geräte überhaupt. Darüber sollte ich auch noch mal Bloggen 😀
Ja bitte, ich bin auch am überlegen ob das Teil hier Sinn macht. 🙂
Guter Kommentar, Mark, sehe das sehr ähnlich.
Das Gerät ist eine Wucht, geschenkt würde ich es sofort nehmen und meinen Desktop PC daheim ersetzen. Da der aber noch mehr als fit ist, und der Preis des Studio sehr hoch ist, hält sich mein Kaufwunsch gerade noch in Grenzen 😉
Ich hab die Tage auch viel gelesen, vor allem zu dem Punkt ob das Surface Studio für Grafiker, Desinger und wie die kreativen Stiftakrobaten sich alle schimpfen etwas wäre – tatsächlich ist das eine zweigespaltene Glaubensfrage, finde ich.
Erstens, wie du schon sagtest, man hat sich an sein macOS gewöhnt und zu Windows wechseln, geht da sehr vielen gegen den Strich. die haben zwar meistens auch keine ahnung wie gut Windows 10 ist (kein windows vista oder Windows 8/.1 mehr :D), aber es geht auch um die Programme – es gibt tatsächlich nicht alles für den Windows PC aus dem Kreativbereich, zumindest habe ich das mal so erklärt bekommen.
Also klar: Mac vs. Windows ist die Nummer 1.
Zweitens, die Frage der Stifttechnik. sowohl Apple Pencil als auch die Wacom Stifte erlauben es die Digitale Stiftspitze durch verändern des Winkels zu beeinflussen. Das vermissen viele bei den N-Trig Stiften von Microsoft.
Die Verzögerung ist bei den Wacoms und dem Pencil immer noch etwas geringer, sprich das Zeichnen fühlt sich natürlicher an. Näher am Original, sozusagen.
Ergonomie spielt auch noch eine wichtige Rolle: hält man den Stift schräg, wie es sich nunmal am natürlichsten für die meisten anfühlt, dann verschwindindet beim Surface Pen (n-trig) die digitale Spitze unter der physikalischen Spitze, heißt man kann es manchmal nicht genau erkennen, wo man gerade angesetzt hat.
Glaubensfrage 2, ist mit technischem touch: Wacom vs. N-Trig.
So, das ist jetzt die Seite der „Experten“ bze. „Professionals“ gewesen, die das Surface Studio für die Arbeit nutzen wollen würden.
Aber generell, hoffe ich, dass der Preis mit kommenden Monaten aber spätestens Generationen sinken wird. Eventuell durch verschiedenen Versionen des Surface Studios oder einfach weil die Verkaufszahlen steigen und Microsoft am Ende günstiger produzieren kann (vielleicht naiv, aber ich nenne es Hoffnung).
Nun zu den Menschen, die es nicht professionel nutzen werden:
Bei dem Preis ist klar, das kaufen sich die Massen nicht. Da brauchen wir nicht zu diskutieren, aber was dein Schaubild mit der Surface Familie oben so schön zeigt: Der Stift 2.0 hat Einzug in die Welt der PCs gefunden.
Klar, schon früher mit vielen Geräten, aber Microsoft macht hier allen klar, dass sie es ernst meinen und der nun immer dabei ist.
Ich sehe da eine riesige Chance und gleichzeitig eine Evolution die hier stattfindet. Eines der natürlichsten Eingabegeräte der letzten Jahrtausende ist für eine wachsende Gruppe von Menschen verfügbar, die damit kreativer Arbeiten können.
Vielleicht ist es auch nur ein Zwischenschritt, und wir haben bald etwas neues. Input durch Audio und Tricksereien à la Minority Report, also mit Handgesten Inhalte manipulieren – alles längst bekannte Technologien, aber noch funktionieren sie nicht sauber, reibungslos für jeden – brauchen noch etwas Entwicklungszeit.
TL,DR: Das Surface Studio ist geil. Es ist ein weiteres Gerät auf der Reise hin zu neuen Möglichkeiten digitale Inhalte zu erstellen. Und wer kein Windows mag, der wird hier nicht zuschlagen.
Kommentar geschrieben mit: Surface Book 😉