Kommentar: WiWo papierlos Selbstversuch

Ein wenig bin ich hin und hergerissen: Auf der einen Seite freut es mich sehr, dass die Wirtschafts Woche sich dem Thema Papierlos angenommen hat. Das sieht man sofort wenn man sich den Screenshot von der Startseite der WiWo anschaut (die FedEx Werbung hab ich rausgeschnitten)

WiWo Papierlos

Screenshot: Startseite WiWo

Auf der anderen Seite, und das will ich auch gar nicht verhehlen, ist man doch ein wenig enttäuscht, den selbst wenn der Artikel gut geschrieben ist nicht annähernd an das Level von meinem Blog rankommt.

So genug verletzter Stolz: Betrachten wir doch mal was der Autor (Sebastian Matthes) so gemacht hat. In kurz hat er festgestellt das Papier nicht wirklich ein optimales (bzw. zeitgemäßes) Medium mehr ist und hat versucht, genau wie ich damals, drei Monate auf Papier zu verzichten. Als ich damals mein Experiment gestartet habe und mir überlegt habe wie lange will ich das Leben ohne Papier ausprobieren hab ich mir gedacht, 1 Monat ist zu kurz und keiner wird es ernst nehmen, 6 Monate ist zu lang falls ich merke das es nicht geht, 3 Monate ist eine gute Zahl, mich interessiert ob sein Gedankengang ähnlich war.

Der große Unterschied zu meinem Experiment ist es, dass Sebastian vor allem auf Evernote und iOS gesetzt hat. Eine Entscheidung die wahrscheinlich den meisten Leuten naheliegt, schließlich macht Evernote viel Werbung und viel Buzz um ihr Produkt. Um so spannender war der Artikel für mich weil ich mich ja seinerzeit bewusst gegen Evernote entschieden habe, und diese Entscheidung bis heute nicht bereue.

Interessant oder viel mehr schade finde ich, dass der Horizont des Autors leider nur von iOS bis nach Android geht und nicht einmal erwähnt das es auch Tablets von Microsoft gibt. Die Welt scheint gerne zu vergessen, dass Microsoft die ersten waren die einen Tablet-PC auf den Markt geworfen haben, was nicht weiter verwunderlich ist, den Microsoft vergisst es anscheinend selbst gerne.

WiWo Evernote

Screenshot: Artikel WiWo

An dieser Stelle noch kurz der Hinweis, das es Evernote auch für Windows 8 als Software wie auch als App und auch für das Windows Phone gibt.

iPad ist "nur" Papier 2.0

iPad ist „nur“ Papier 2.0

Das iPad, und ja ich besitze sowohl das normale wie auch das Mini, ist kein Gerät um damit Notizen zu machen. Zumindest ursprünglich nicht, ich frage mich ob sich Steve Jobs im Grab umdreht, schließlich war er ja der der den Stift nicht mehr haben wollte. Alleine die Auswahl des richtigen Stifts nimmt fast eine ganze Seite in Anspruch. Ich frage mich warum der Sebastian nicht mit einem Wort erwähnt, was ich bei dem schreiben/skizzieren auf dem iPad am meisten stört: Man kann nicht natürlich schreiben, da man den Handballen nicht auf das Display ablegen kann.

Was mich persönlich erstaunt hat, bzw. was ich nicht gemacht habe, was aber der Sebastian gemacht hat, er fängt an alte Papier-Dokumente zu scannen, das ist etwas was ich nie gemacht habe, einfach weil ich bisher zu Faul war und nicht den richtigen Scanner hatte. Wobei seit kurzen habe ich einen Samsung ScanSnap ix500 und das Gerät macht beim Scannen keine Kompromisse. Trotzdem sind die meisten Dokumente die auf Papier sind einfach zu unwichtig als das ich sie noch scannen möchte. Erst wenn ich einen Vorgang wirklich brauche, fange ich an relevante Dokumente zu scannen, dass halte ich für effizienter.

Die gescannten Daten dann auf einer Festplatte zu speichern die einen Zugang zum Internet besitzt und das als Lösung gegen die Angst gegen den Daten Gau zu beschreiben halte ich für fatal. Sicherlich zeigt es, dass der Autor sich Gedanken zu dem Thema gemacht hat aber die gewählte Lösung halte ich aus eigner Erfahrung weder für sicher noch für besonders praktisch. Meine Empfehlung an dieser Stelle lautet: Cloud Computing! Legt eure Daten bei jemanden ab dem ihr vertrauen könnt und wenn ihr es wirklich sicher haben wollt, wählt eine Lösung wo ihr Geld dafür bezahlen müsst. Meine Empfehlung: SkyDrive oder Office365.

Der Autor hat ja Doo empfohlen und in dem Zusammenhang fällt mir ein, das ich immer noch mal den Frank Thelen besuchen wollte um mir das ganze noch mal aus der nähe anzusehen.

Stift + Papier 2.0

Eigentlich hat mir der Artikel gefallen, den er zeigt das das Thema mit dem ich mich schon so lange beschäftige so langsam auch bei den älteren, nicht digital native, Generationen ankommt. Des weiteren finde ich ist er ordentlich geschrieben und versucht sich dem Problem von mehreren Seiten zu nähern. Letztlich ist es mir egal wie jemand auf Papier verzichtet, aber meine Erfahrung in dieser Thematik zeigt mir gerade etwas auf, dass Sebastian nach drei Monaten wahrscheinlich einfach noch nicht feststellen kann.

Die Wahl des Systems welches wir benutzen wird große Auswirkung haben. Wahrscheinlich könnten Sebastian und ich nicht besonders gut zusammenarbeiten weil wir beide eine andere Lösung als der andere haben. Ich bin überzeugt das OneNote deutlich besser als Evernote ist, und  habe mein papierloses Leben mittlerweile komplett darin gespeichert. Ich habe Notizbücher die ich mit Freunden oder mit Arbeitskollegen teile, aber wie sähe es aus wenn jemand so anders organisiert ist als ich, ist dann eine Zusammenarbeit überhaupt noch möglich?

Digitales Papier ist ein spannendes Thema und mir juckt es gerade sehr in den Fingern mal wieder ein paar Webcasts zu machen, denn ich bin mir sicher das ich ein deutliches besseres System, als das in dem Wirtschafts Woche Artikel beschreibene habe.

13 Antworten zu “Kommentar: WiWo papierlos Selbstversuch

  1. Es ist doch immer wieder erschreckend wie Microsoft Lösungen einfach ignoriert werden. Ich meine kleine Startups sind zwar cool, aber man sollte sich doch eher für die richtige Lösung anstelle des „Coolness“-Faktors entscheiden…

    Grüsse aus der Schweiz

    • Ja ich weiß auch nicht woran das liegt, vor allem wo der WiWo Autor einen Windows Rechner auf dem Schreibtisch stehen hat !?

      Ich persönlich glaube das passiert immer dann wenn die Leute ihre Apple Geräte auf Teufel komm raus produktiv nutzen wollen.

      • SkyDrive gibt es natürlich auch für iOS. Die Funktionalität ist und bleibt aber nach wie vor recht überschaubar und kommt weder an Evernote noch an Dropbox ran, was Integration und Usability angeht. Den großen Vorteil in SkyDrive würde ich in der Kollaboration an Office-Dokumenten sehen, was ja z.T. schon ganz gut gelöst ist.

      • Es ging ja um das speichern von unternehmensrelevaten Informationen und da hab ich SkyDrive Pro genannt, welches im Prinzip SkyDrive auf einem SharePoint entspricht. So einen SharePoint kann ich entweder als Unternehmen selber betreiben oder über Office365 deutschen Datenschutz konform, so weit ich weiß, auch als Cloud Service benutzen.

        Wenn ich unter iOS unterwegs bin, ist DropBox und Evernote wahrscheinlich die bessere Wahl, aber sobald ich im Microsoft Ökosystem zuhause bin, kommt das nicht an die Funktionalität von SkyDrive ran. Gerade die Kollaboration mit Office ist unschlagbar und da ist es erst mal egal ob Win8, Win8 RT oder Windows Phone8. Wobei gerade Google auch sehr ordentliche Kollaborationsdienste anbietet.

        Ein spannendes Thema 🙂

  2. Bei aller Anerkennung und Hochachtung für Deinen Microle-Blog muss soviel Fairness sein, auch den Beitrag von Sebastian Matthes als gelungen zu bezeichnen. Dass er dabei auf ein paar andere Komponenten setzt (z.B. Evernot, iOS, Android und CloudBox), ist sicherlich kein Nachteil, zumal es sich dabei um ernstzunehmende Alternativen handelt. In allen Bereichen nur auf Microsoft zu setzen, halte ich persönlich eh für einen Fehler. Im Übrigen weist er mit dem Lenovo ThinkPad Helix und dem LG H160 auch auf Tablets mit Windows 8 hin.

    Mit welchem System man letztendlich am besten zurecht kommt, liegt im Auge des Betrachters (bzw. den Anforderungen des Users). Obwohl ich meine Büroarbeit vorwiegend mit MS Office erledige, habe ich mich zum Sammeln und Notieren für Evernote entschieden, nutze für die getrennte Speicherung beruflicher und privater Dokumente verschiedene Cloud-Anbieter und bin ansonsten mit Samsung und Android wunschlos glücklich (sogar beim Lesen von Ebooks).

    Als erklärtes Ziel steht selbstverständlich auch bei mir die Reduzierung von Papier ganz oben. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass das Schreiben mit Stift auf Papier zu einem essentiellen Teil unserer Kultur gehört und die Verschwendung von Ressorcen, die durch die rasante Entwicklung elektronischer Geräte massiv gefördert wird, auch nicht ganz ohne ist.

    • Oh ich hoffe es ist nicht der Eindruck entstanden, dass ich den Artikel schlecht fand. Ich hab ja auch geschrieben, dass er mir gut gefallen hat! Nur fand ich ihn ein wenig sehr einseitig, aber das könnte man mir sicherlich auch vorwerfen.

      Ich persönlich glaube nicht wirklich an Mischsysteme 😉 Ganz oder gar nicht. Alles andere minimiert die Effizienz 😀

      Bezüglich der Ressourcenfrage weißt du auf ein großen Faktor hin! Aber gerade im Büro Alltag wo eh den ganzen Tag der PC läuft, denke ich das der Ausschlag deutlich Richtung digital geht.

      Was den kulturellen Aspekt angeht, denke ich, dass das Medium eigentlich nebensächlich ist. Höhlemahlerei -> Papyrus -> Papier -> Tablet. Der Inhalt ist ja das was die Kultur ausmacht, aber auch über das Thema lässt sich viel diskutieren.

      Letztlich sucht jeder ein System, dass für ihn selbst optimal ist, egal ob digital oder analog.

      Ich bin mir nur sehr sicher das ich das bessere System habe und ärgere mich dann sehr das ich nicht die Reichweite habe das in die Welt hinauszutragen, die letztliche Entscheidung für das eine oder das andere System trifft jeder Nutzer alleine.

      • Ich sehe in Deinem Blog einen gut gemachten „Anstubser“, um über das Thema Papier-Reduzierung nachzudenken. Ich denke, das ist Dir auch durchaus gelungen.

        Ob Dein System das Non-Plus-Ultra ist, sei einmal dahingestellt, mit Sicherheit ist es für die gewünschten Zwecke optimiert und führt zum Ziel. Die Hard- und Software, die es derzeit auf dem Markt gibt, bietet nunmal verschiedene Möglichkeiten und jeder soll das nutzen, was ihm am besten zusagt. Dass Du für OneNote und SkyDrive plädierst, ist völlig ok und Deine dazu veröffentlichten Webcasts sind nachvollziehbar und bieten interessierten Usern gute Ansätze. Wenn ich andere Programme nutze, dann eben nur, weil sie für mich besser passen oder besser gefallen. Es ist so ähnlich, als wolle man darüber diskutieren, ob BWW oder AUDI das bessere Auto ist ;-).

        Nicht ganz Deiner Meinung bin ich, was die Effizienz eines Mischsystems von Papier und Digital betrifft. Ich glaube, hier kommt es auf die Branche an, in der man arbeitet. In meiner Branche (Immobilienverwaltung) ist der Verzicht auf Papier schon aus rechtlichen Gründen (noch) nicht möglich. Und ich glaube auch, dass die meisten Designer, Architekten und Künstler nicht auf ihren Skizzenblock verzichten möchten.

        Wahrscheinlich wird sich aber auch in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren noch einiges tun.

  3. @Gero: deinen Autovergleich fand ich gut. Es gibt auch immernoch Leute, die Gurte doof finden.

    Da ich Mark ja gut kenne, weiß ich dass es nicht nur seine Meinung ist, sondern das er wirklich jedes System getestet hat.

    Mark, mich hast du überzeugt und ich glaube auch das es für einen „Propheten“ wichtig ist, dass er von seiner Sache überzeugt ist.
    Ich weiß aber auch, dass du sofort das System wechseln würdest wenn einer etwas besseres herausbringt.
    Wenn es so einfach waere perfekte System zu beschreiben gäbe es das schon längst. Bis dahin diskutieren wir über das beste marktreife System.

    • Ich fand den Autovergleich auch sehr gut.

      Danke Kai, dafür das ich dich aber überzeugt habe, weiß ich das du noch immer sehr viel Papier benutzt 😉

      Ob ich mich selbst als Propheten bezeichnen würde, weiß ich nicht. Religion kommt ja leider oftmals auch in die Ecke Fanatismus und da will ich nicht hin 😉

      Um die Auto Frage zu klären wenn die Wahl zwischen Audi und BMW ist die Antwort doch offensichtlich: BMW (soweit ich das beurteilen kann 😀 )

  4. Erstmal, find ich den microle-Blog toll, weil er zeigt, wie man sein Leben auch weitgehend ohne Papier gestalten kann.
    Ein interessantes Faktum, dass auch Herr Matthes in seinem WiWo-Beitrag nannte, ist die Tatsache, dass Deutschland mit rechnerisch 244 Kilogramm pro Kopf im Jahr sogar mehr als die USA verbrauchen und, dass dieses Niveau sogar weit über dem vor der Internet-Ära liegt (1085 = 177 Kilogramm). Das entspricht einer Steigeurng von fast 40%!
    Worauf ich eigentlich hinaus will: Die Umstellung auf ein papiereffizientes Büro/Leben im Kleinen – so wie auf Ihrem Blog und im Artikel von Herrn Matthes beschrieben -, ist ja schön und gut, aber wie sieht das Ganze im Großen, also bei Unternehmen, aus?
    Das wäre mal eine interessante Frage. Wie viele Unternehmen haben schon ein „papierloses Büro“ umgesetzt? Wie wurde dies realisiert und welche Strategien wurden dabei verfolgt?
    Ich denke ein Weg ist das konsequente Einscannen von Papierdokumenten und in weiterer Folge die elektronische Verwaltung dieser Dokumente (auf einem Server, Document Management System). Nur, welche Dokumente soll ein UNternehmen einscannen? Alle? Das geht eigentlich nicht. Alles was für die Finanzbuchhaltung notwendig ist? Und wie sieht es mit der Aufbewahrungspflicht aus? (Thema Compliance).
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Unternehmen gerade in ihren Akten ersticken und der Überblick teilweise komplett verloren gegangen ist. Rein aus Zeitmangel sind da viele Unternehmen überfordert.
    Ich frage mich als Privatperson schon, was passiert, wenn sprichwörtlich „Die Bude abbrent“ und ich all meine Rechnungen, Unterlagen verliere. Was ist dann erst bei Unternehmen los? Daher finde ich es richtig und konsequent, wichtige Dokumente einzuscannen. Ich glaube, das mache ich bald mal. Nein jetzt wirklich! 😉
    Das waren Gedanken, die mir beim Lesen Ihrer tollen Blog-Einträge gekommen sind.

    • Hallo Andre, danke erst mal für die netten Worte.

      Die Frage wie große Unternehmen damit umgehen ist sicherlich ein sehr spanendes Thema. Da ich nicht für ein solches arbeite, kann ich nur mutmaßen und das aufgreifen was ich selbst aus dem Internet lese.

      Ich denke das viele und vor allem die großen Unternehmen die Last des Papiers spüren und deswegen die meisten viele ERP und DMS Systeme besitzen. Denke das ist auf jeden Fall ein richtiger Weg, aber das Papier was laut Studien noch am meisten anfällt wird auch in solchen Unternehmen, dass sein welches benutzt wird um Notizen und Anmerkungen anzufügen. Genau diesem Papier habe ich ja den „Krieg“ erklärt, und versuche in meinem Blog zu zeigen, wie man auf dieses Papier schon heute verzichten kann.

      Was mich freut ist dein Schluss auch damit anzufangen auf Papier zu verzichten. Die Idee mit dem Scannen ist sicherlich ein guter Anfang, wenn du mein Blog ein wenig durchstöberst (vor allem die Rubrik Papierlos Experiment) wirst du da auch noch einige Anregungen finden können.

  5. Pingback: Papierlos? Geht das? | plus-me.at·

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